Frieden

"Was betrübt dich, meine Schöne?
Hörst du nicht des Frühlings hellen Klang?
Siehst du nicht die Pracht der Blüten
Spriessen für den Neuanfang?

"Ich weine um Vergangenes, um Dinge die einst waren.
Ich weine um den Liebsten, der trägt des Königs Fahnen.
Gezogen in den Krieg ist fröhlich lachend ER.
Der niemals einem Leben - Verzeiht-- das Sprechen fällt mir schwer!

"Was grämst du dich mein Mädchen, die Welt sich weiterdreht.
Nach jedem dunklen Winter, die Saat doch neu aufgeht.“

"Du hast mich gut verspotten. Bist alt schon und ganz grau.
Was weißt du von dem Leiden im Herzen einer Frau?
Was schert mich denn der Samen, der in der Erde schläft?
Was kümmert mich der Frühling, wenn ER im Grabe ruht?
Du fragst nach meinen Tränen. Sag Alter, ist dies ein Scherz?
Hast du mit deinen Jahren verloren denn dein Herz?

Die Worte hingen klagend im Tau der Frühlingsnacht.
Der Schmerz hat sie getragen hinauf zur Sternenpracht.
Dort hallten ihre Worte, gehört auf jedem Stern.
Dort trafen sie auf Orte, den Menschen fremd und fern.

***

"Warum weinst du, meine Liebste?
Hör doch des Frühlings zarten Klang!"
Lass uns die Saat ausbringen,
für einen Neuanfang!“

"Ich weine nicht, Geliebter, ich fühle großes Glück.
Ich weiß tief in mir drinnen, du kehrst zu mir zurück!
Kein Krieg kann uns mehr trennen, auch falls dein Körper geht.
Ich folge deinem Leuchten, wenn meine Zeit ansteht!
Wir finden uns, Geliebter, jenseits von Zeit und Raum,
So wie ich allzeit träumte, zum Leben wird mein Traum.

Wir träumen hier gemeinsam und planen unsere Saat,
Die dann im nächsten Frühling behütet aufgehn mag.
Ich hab genug von Kriegen, von Kummer und von Trost.
Genug geweinte Tränen und scheinbaren Verlust.
Hier wähle ich ein Leben, nach meiner göttlichen Natur.
Hier wähle ich ein Leben in Liebe und Frieden nur.

Sag, was denkst du, mein Geliebter?
Erträum ich mir zu viel?
Komm doch, greif mit mir gemeinsam
Nach diesem hehren Ziel!“

“Ich mag nicht warten, meine Schöne,
Geweinte Tränen, viel zu viel!
Ich habe mich entschieden, ich gehe gar nicht hin.

Laß heute uns erleben, was morgen du anstrebst.
Laß finden die Gemeinschaft, die für die Liebe lebt.
Wo Brüder wir empfangen, erzählen aller Welt:
“Es herrsche Frieden auf Erden",
auch wenn dies Kriegsherren mißfällt.

Wie lange wollen wir noch dulden, Despoten, Macht und Gier?
Laßt friedlich uns gestalten, das Heute jetzt und hier.
Und deshalb, meine Liebste, ich mich diesem Krieg verwehr!
Wenn alle wir so handeln, sag, wo gibt es Kriege ohne Heer?"

"Die Angst ist es, mein Geliebter", meint sie verzagt.
"Die Angst ist es, die hindert, dass einer erste Schritt wagt.
Die Ängste dieser Menschen verzehren allen Glanz.
Und führen so zu Kriegen, gleich einem bittren Tanz.
Die Ängste dieser Menschen verschnüren die Friedenswelt;
mit Stricken, die sich winden, Angst die Liebe in Fesseln hält."

"Mag sein, dass du recht hast. Oder auch nicht.
Die Liebe ist stark, die Fessel zerbricht!
Ich wage den Schritt, entsage der Angst.
Komm, meine Geliebte, komm, reich mir die Hand.
Die Wärme der Herzen bringt Frieden ins Land!“

Der Klang ihrer Worte hallt zwischen den Sternen,.
treffen auf Orte, den Menschen nicht fern,
Nach tausenden Jahren, den Anfang gemacht.
Zum Frieden auf Erden, zum Ende der Nacht.

"Endlich!" meint Gaia. "Es wurde auch Zeit!
Hört ihr Sternenkinder? Es ist bald so weit!
Nach zigtausenden Jahren
ist in die Menschen
die Liebe gefahren!

Ein Jubel brach los unter den Sternenkindern.
"Sie begreifen es, seht ihr? Nicht mehr zu verhindern!
"Sie kommen zu uns", sprechen die Pleiaden.
"Sie sind so weit", meinen Mars und Venus zu zweit.
"Glaub ihr wirklich, wirft Uranus ein.
"Aber ja doch, sieh hin!" sagt Sirius leicht.

Und sie beginnen, die neue Zeit zu besingen.
"Haltet ein"! Wartet noch, es ist noch nicht so weit.
Aber bald“, verspricht Gaia den Sternen,
"bald bin ich ohne Gewalt."

(c) Rosemarie Wiedmann - 19.10.2001