illkommensgruß

Ich hatte mich geirrt. Dieses Dorf unterschied sich von den anderen Dörfern, denn bald fanden sich ein paar Dorfbewohner ein, die mich zum Bleiben bewegten.
„Geschichtenerzähler, wann erzählst du wieder eine Geschichte?“
„Ich auch! Ich will auch Geschichten erzählt bekommen!“
„Wundervoll, ich liebe Geschichten und freue mich schon auf die nächste! Danke, Geschichtenerzähler, dass du dich bei uns niederlässt! Von mir aus kannst du bleiben, so lange du möchtest! Ich freue mich auf viele Geschichten.“
„Alter Mann, du und dein Hund können bleiben, so lange ihr wollt. Deinen Geschichten hören wir gerne zu.  Doch nicht als Dank, denn ihr könnt auch so bleiben, sondern weil Du erzählen möchtest. Hier: Ein bisschen Salz, ein bisschen Brot, ein bisschen Wein. Seid willkommen. Der Herr sei mit euch, wohin eure Wege auch führen mögen“, meinte der Dorfsprecher.
„Ich danke für eure Gastfreundschaft“, entgegnete ich den Dörflern. „Es ist jedoch kein Zufall, dass ich in euer Dorf gekommen bin. Ich stand an einer Weggabelung und beriet mich mit Wolf, welchen Pfad wir einschlagen sollten. Links herum? Rechts herum? Und zurückgehen wollten wir nicht. Also setzten wir uns hin, genossen die Sonne, schauten den Bienen zu—das heißt, ich schaute den Bienen zu, Wolf grub nach Mäusen und wir warteten auf ein Zeichen.
Wenn ich mich ganz mit der Natur verbinde, erlebe ich Magie. Nicht im Sinne von Alchimie versteht sich. Nein, Zauberei. Ich höre die Pflanzen sprechen, verstehe das muss-muss-muss der Bienen (deshalb meinen wir Menschen, dass Bienen summen, wir hören nur verdreht), hörte auch der Mäuse schreckliche Angst, als Wolf das Graben begann—über die Angst habe ich viele Geschichten—aber ich schweife ab, verzeiht einem alten Mann. Was ich eigentlich sagen wollte, während ich also ganz in die Natur eingetaucht war, kam ein Zauber vorbei. Jemand in eurem Dorf hatte einen Herzwärmezauber ausgesprochen. Und ich wusste, welchen Pfad ich zu wählen habe. Rechts herum.
„Wolf, komm, lass die Mäuse leben“, rief ich ihn. Und so bin ich hier.
Mein Herz hört euch zu, denn die Ohren hören verdreht. Ohren hören was sie wollen, das Herz erkennt die wahren Worte, die Worte, die der Mund nicht ausspricht. Und während ich euch zuhöre, fällt mir die nächste Geschichte ein, die ich euch erzählen werde.
Ich möchte nur eine Weile bleiben und Wärme bringen. Denn das ist meine Aufgabe. Das habe ich beim Köhler über mich selbst erfahren. Ich bin gerne bei euch. Wenn euch meine Geschichten Freude machen, ist das für mich Lohn genug. Ich bin da, so lange ihr meine Geschichten hören wollt. Und ich bleibe so lange, wie mir dieses Dorf gefällt, denn ich bin ein Wanderer. Und während ich wandere, werden meine Erinnerungen zu den Geschichten, die ich nachts am Feuer erzähle. Heute Abend, Bewohner des Ulmendorfes, erzähle ich euch eine Geschichte am Feuer.“